Smarte Bürobegrünung – Nachhaltigkeit im Alltag
Interview mit Oxygen at Work, Joel Bloch – Chief Commercial Officer und Co-Founder.
Interview: Andreas Benz, Herausgeber des Helvetica Magazin
Was macht Oxygen at Work?
Joel Bloch: Oxygen at Work kombiniert smarte Begrünung und natürlichen Pflanzen mit IoT-Technologie. Dadurch können Begrünungskonzepte implementiert werden, die visuell-attraktiv sind und gleichzeitig die Luftqualität im Büro messbar besser und gesünder machen. Für ein nachhaltig grünes Resultat sorgen unsere Gärtner in regelmässigen Abständen mit dem smarten Büropflanzen-Abo-Model.
Wie entstand die Idee zu Oxygen at Work?
Vor 6 Jahren begannen wir mit Oxygen at Work, um das graue und sterile Büroumfeld mit Pflanzen aufzuwerten. Als Biologiestudent faszinierte mich die Photosynthese, und ich wollte das Waldgefühl ins Büro bringen. Zusammen mit Manuel Winter und Rita Salathé entwickelten wir die ideale Kombination aus Sensoren, Software und Pflanzen, um die Luftqualität und den Wirkungsgrad der Pflanzen besser messbar zu machen, und präsentierten die Idee den Unternehmen. Heute haben wir rund 40 Mitarbeiter, die alle das Ziel haben, die Natur im Büro zugänglich zu machen.
Wie kombiniert Oxygen at Work Pflanzen und Technologie, um die Luftqualität in Büros zu verbessern?
Wir betrachten das Büro als komplexes Ökosystem und fügen Pflanzen als weitere Komponente hinzu. Pflanzen nehmen bekanntlich CO2 auf und geben Sauerstoff ab. Unser Ziel ist es, dieses Ökosystem mit Pflanzen zu erfassen und zu optimieren, um eine bessere Luftqualität zu erzielen.
Welche wissenschaftliche Forschung unterstützt das Pflanzenkonzept von Oxygen at Work?
Die Idee, dass Pflanzen die Luftqualität verbessern, ist nicht neu. Pflanzen sind essenziell für die Sauerstoffproduktion und wurden bereits in den 80er Jahren von der NASA erforscht. Dabei entdeckten die Forscher, dass Pflanzen zusätzlich gewisse Stoffe aus der Luft filtern können. Wir arbeiten eng mit unserer eigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilung, der EMPA, und verschiedenen Hochschulen zusammen und entwickeln diese Forschung ständig weiter.
Welche Pflanzenarten empfiehlt Oxygen at Work, um die Sauerstoffzufuhr zu erhöhen und Luftschadstoffe zu reduzieren?
Der richtige Pflanzenmix ist entscheidend, nicht nur für die Luftqualität, sondern auch für die Luftfeuchtigkeit. In der Heizperiode leiden viele Mitarbeitende unter der trockenen Luft. Pflanzen beeinflussen die Luftfeuchtigkeit positiv, da sie Wasser durch Transpiration abgeben. Dadurch kann die Luftfeuchtigkeit in einem Raum um etwa 15 Prozentpunkte erhöht werden, ohne den Einsatz von Luftbefeuchtern oder Energie.
Wie haben sich die über 400 realisierten Projekte auf die Mitarbeitergesundheit und Produktivität ausgewirkt?
Regelmässige Umfragen bei den Mitarbeitern unserer Kunden bestätigen, dass sie sich in grünen Umgebungen wohler fühlen. Dies ist ein wichtiger Faktor, da viele Unternehmen ihre Mitarbeiter nach der Corona-Pandemie vermehrt ins Büro zurückbringen möchten. Die Gestaltung des Arbeitsplatzes hat seither an Bedeutung stark zugenommen.
Wie trägt Oxygen at Work zur Verringerung des ökologischen Fussabdrucks von Unternehmen bei?
Durch die Verbesserung der Luftqualität durch Pflanzen leisten wir einen Beitrag zur CO2-Reduktion. Wir wurden vom Bundesamt für Umwelt geprüft und tragen somit zu den CO2-Zielen der Schweiz bei. Konkret: durch Pflanzen wird die Luftqualität verbessert und somit wird die Gebäudeautomation entlastet. Der Betrieb von Gebäuden ist für etwa 30% des CO2-Ausstosses verantwortlich. Dank unserer Sensoren, Software und dem richtigen Pflanzenmix können wir hier einen relativ grossen Effekt erzielen.
Welche Informationen und Daten erhalten Ihre Kunden?
Wir erfassen umfangreiche Rohdaten aus der Luft und erstellen verschiedene Indizes wie Health-Index, Sustainability-Index und Productivity-Index. Jeder Kunde erhält seinen individuellen Score im Vergleich zum Benchmark und monatliche Berichte werden auch an Mitarbeiter und Stakeholder weitergeleitet. So kann transparent gemacht werden, was die Pflanzen messbar bewirken.
Was machen Sie konkret in den Büros von Helvetica?
Für die Büroräume von Helvetica haben wir ein smartes Pflanzenkonzept entwickelt. Wir verwenden einen Mix aus fünf verschiedenen Pflanzenarten, die effektiv und ästhetisch ansprechend sind, um die hohen Anforderungen an Luftqualität und Design zu erfüllen. Helvetica hat als Immobilieninvestor früh erkannt, dass Pflanzen den Wert eines Gebäudes steigern können. Pflanzen machen Mietflächen attraktiver und rentabler und dies entspricht dem klaren Trend zu ESG-Investitionen.
Wie kommen die smarten Pflanzen bei den Mitarbeitenden an?
Jüngere Mitarbeiter bevorzugen in der Regel mehr Pflanzen, während ältere Mitarbeiter manchmal noch etwas «gummibaumgeschädigt» und skeptisch sind. Wenn sie jedoch erfahren, was die Pflanzen bewirken und dass wir uns um das Wohl der Pflanzen kümmern, verschwinden häufig die Vorbehalte.
Was macht das Team von Oxygen at Work aus?
Unser Team ist sehr vielfältig und besteht aus Ingenieuren, Biologen, Historikern, Medizinern und Gärtnern. Wir haben alle das Ziel, im Büro die Natur zugänglich zu machen und sie mit Technologie noch effizienter zu gestalten. Wir ersetzen die Natur nicht durch Technologie, sondern machen die Natur mit Technologie noch effizienter. Uns ist wichtig, unseren Kolleginnen und Kollegen einen Arbeitsplatz zu bieten, an dem sie Spass und einen echten Purpose haben – und natürlich viele Pflanzen...
Wie sieht die Zukunft von Oxygen at Work aus?
Unsere Vision ist es, grüne Städte zu schaffen und eine Symbiose zwischen Stadt und Natur herzustellen, um Menschen und Natur im Einklang zu bringen und die Natur in der Stadt zugänglich zu machen.